Phantom

Poster
Originaltitel:
Phantom
Jahr:
1922
Eingetragen:
17.09.2014
IMDB-Wertung:
6,9/10
TMDB-Wertung:
6,8/10


Hannes schreibt:

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Die Phantomkutsche naht wieder
Die fragile Welt des deutschen Spießbürgers. Gerhart Hauptmann nahm sich diese wiederholt mehr oder weniger gelungen satirisch zum Thema. In den Zeiten der aufkommenden Filmindustrie war er bereits ein Star – und seine Werke somit kommerziell dankbarer Stoff. So verschlägt es unter der Regie Murnaus den Schreiber Lorenz Lubota (Alfred Abel), eines kleines Rädchen in der strengen Gesellschaft, in eine Abwärtsspirale. Sein geregeltes, aber unaufregendes Leben gerät im Anschluss an einen Verkehrsunfall aus den Fugen. Er wird beinahe von der Kutsche Veronikas (Lya de Putti), wunderschöne Tochter aus wohlhabendem Hause, überfahren.

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Diese Begegnung ergreift zunehmend Besitz von Lubota. Er ist besessen von der Vorstellung einer Zukunft mit seiner Projektion Veronikas (in Ermangelung einer echten, aufgrund der Klassengesellschaft undenkbaren Bekanntschaft). Deprimiert vernachlässigt er seine Arbeit, verkehrt in Nachtlokalen fragwürdigen Rufes. So läuft ihm Melitta (de Putti) über den Weg, die Veronika wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Nur stammt sie eben aus dem Betrügermilieu, nutzt Lubotas Besessenheit aus, bringt ihn um all sein Geld – was soweit geht, dass er sogar seine Familie belügt und selbst, aus Angst, von Melitta verlassen zu werden, vor Straftaten nicht zurückschreckt.

Motivisch haben wir es also sozusagen mit einem Vorgänger von Straße der Versuchung oder auch Stolen Face zu tun. Nur findet diese Motivik im Hauptmann'schen Sinne weniger auf persönlich-individueller, sondern vielmehr bedeutungsschwanger auf „gesamtgesellschaftlicher“ Ebene statt. Oder anders ausgedrückt: Der moralische Zeigefinger ist hoch erhoben! Allerdings, selbst wenn einem dieser Stil liegt, mit fragwürdigem Aussageerfolg. Die Rückführung der Orientierungs- und Haltlosigkeit des Protagonisten auf die strenge, verlogene Gesellschaft gelingt nur im Teilbereichen. Der andere Teil könnte dann leider sogar als Werbeveranstaltung für jene Spießbürgergesellschaft gelesen werden, denn diese ist der dargestellten Alternative sicher immer noch vorzuziehen.

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