The Wicker Man

Poster
Originaltitel:
The Wicker Man
Jahr:
1973
Eingetragen:
20.07.2010
Bearbeitet:
13.06.2015
IMDB-Wertung:
7,5/10
TMDB-Wertung:
7,4/10


Hannes schreibt:

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Schottische Originale
Auf einer abgelegenen schottischen Insel verschwindet die 13-jährige Rowan Morrison (Geraldine Cowper) spurlos. Da es auf „Summerisle“ selbst keine Polizei gibt, fliegt Sergeant Howie (Edward Woodward) vom Festland mittels eines Wasserflugzeugs ein.

Die Bevölkerung der Insel gibt sich allerdings mehr als seltsam. Niemand will jemals von Rowan gehört haben, in den offiziellen Unterlagen, die die zuständige Angestellte (Ingrid Pitt) überhaupt erst nach Drohungen herausgibt, findet sich nichts... selbst die Frau (Irene Sunter), die ihre Mutter sein müsste, behauptet, dass eine solche Person niemals existiert habe. Irgendjemand hat jedoch vorher anonym die Polizei benachrichtigt, und so lässt Howie trotz aller mehr oder weniger freundlichen Aufforderungen, die Insel noch vor dem großen „Erntedankfest“ wieder zu verlassen, nicht locker.

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Endlich ein Beweis!
In der Schule findet er schließlich endlich greifbare Hinweise. Nun heißt es plötzlich, Rowan habe natürlich hier gelebt, aber sie sei gestorben. Vom „Bürgermeister“ Lord Summerisle (Christopher Lee) möchte Howie eine Genehmigung zur Öffnung ihres Grabs. Die er auch bekommt, aber erst, nachdem jener hochgebildete und stilvolle Mann ihn über die religiösen Traditionen der Insel aufgeklärt hat, die der strenge Katholik Howie einfach nur schockierend blasphemisch findet...

Angeblich ist The Wicker Man der „beste Horrorfilm Großbritanniens“. Ob er nun „der beste“ von irgendwas ist, das liegt sicher im Auge des Betrachters. Schon die Einordnung ins Horrorgenre ist allerdings recht zweifelhaft. Im vielzitierten „weitesten Sinne“ passt es vielleicht. „Thriller“, „Krimi“ oder vielleicht auch „Mystery“ treffen es eher.

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Höflich, aber nicht hilfreich
Oder aber „Musical“: Der Film ist voller Szenen, in denen Charaktere unvermittelt anfangen zu singen. Nicht wirklich im musicalhaften Sinne des „Ansingens“ an Stelle normaler Dialoge, aber Musik spielt in der Kultur der Insel und damit der Geschichte eine sehr große Rolle. So muss der Zuschauer einige sehr ausführlich choreographierte Nummern ertragen, über deren Qualität man sich sicherlich auch streiten kann. Selbstzweck sind sie im Nachhinein betrachtet jedoch nicht.

Primär berühmt ist jedoch das überraschende Ende. Der Film schafft es durch seine Erzählperspektive, den Zuschauer genau die Schlüsse ziehen zu lassen, zu denen auch Howie kommt. Doch durchschaut er eben nicht alles – und so geht es auch dem Zuschauer, der selbstsicher in seiner Genreerfahrung schon recht bald bestimmte Verdachtsmomente präsentiert bekommt und damit alles zu durchschauen glaubt. Und das, obwohl es auch durchaus genug Hinweise auf die ganze Wahrheit gab im Laufe des Films...

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Katholizismus und Wand stehen im Weg
Das so eine „Lenkung“ des Zuschauers funktioniert, ist natürlich ein Merkmal bester Qualität. Ebenso positiv zu vermerken ist die seltsame Atmosphäre, die den Film auszeichnet. Man weiß, dass etwas nicht stimmt – aber was es genau ist, das errät man nicht. Trotzdem ergibt alles Sinn und das beim ersten Angucken, wie auch im Rückblick. Architektonisch also tatsächlich ein Meisterwerk.

Dafür muss man, neben der bereits erwähnten Musik, zumindest im sogenannten „Director's Cut“ (dem man insgesamt trotzdem den Vorzug geben sollte), mit einigen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. Später wieder eingefügte Szenen sind durch die mehr als dürftige Bild- und Tonqualität deutlich zu identifizieren. Und es wird eine an sich sehr gelungene Szene, in der die Tochter des Kneipenbesitzers (Britt Ekland) versucht, Howie „durch die Wand hindurch“ zu verführen, mit einem Body Double entstellt, das dem Original überhaupt nicht ähnelt und sich auch noch völlig anders bewegt.

Alles in Allem ist es also schwierig, solch undifferenzierten Bewertungen zu folgen. The Wicker Man ist definitiv ein Film, den man gesehen haben sollte. Ein guter Film ist es auf jeden Fall. Ob nun „der beste“... na ja, als ob man das jemals über irgendeinen Film sagen könnte.

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