Das 10. Opfer

Poster
Originaltitel:
La decima vittima
Alternativtitel:
Das zehnte Opfer
Jahr:
1965
Eingetragen:
28.04.2013
IMDB-Wertung:
6,6/10
TMDB-Wertung:
6,6/10


Hannes schreibt:

Die nahe Zukunft: Menschenjagd als medial inszeniertes Spektakel hat sich als weltweite Trendsportart etabliert. Die Teilnehmer sind ganz normale Menschen und die Arena das ganz normale Leben. Im Verlangen nach Ruhm und Geld melden sich zahlreiche Menschen freiwillig. Zehn Runden müssen sie überstehen, fünf davon aus Jäger, fünf als Gejagter; wobei es in beiden Fällen darum geht, den Kontrahenten um die Ecke zu bringen – mit dem einzigen Unterschied, dass der „Jäger“ sämtliche Informationen über sein Opfer erhält, während letzteres erstmal im Dunkeln tappt, wer überhaupt hinter ihm her ist.

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Schusswaffe im BH – darauf hätte dieses Opfer achten sollen

Caroline Meredith (Ursula Andress) hat bereits neun Runden erfolgreich hinter sich gebracht. Allein dass sie so lange überlebt hat, ist schon eine Sensation. Nun hätte ihr Sponsor gerne einen besonders spektakuläre letzten Einsatz für den Star. Als ihr Gegner wird der noch nicht ganz so weit fortgeschrittene, aber ebenfalls bereits durch einfallsreiche Fallenstellungen aufgefallene Marcello Poletti (Marcello Mastroianni) ausgewählt. Ein erst von gegenseitigem Respekt und sich langsam entwickelnder Sympathie geprägtes Duell, bei dem es nicht um den schnöden, effizienten Mord, sondern den groß inszenierten Knall geht, entwickelt sich.

Auch wenn man die Handlung vordergründig in die Zukunft verlagert hat: Hier wird purer Zeitgeist der 60er Jahre gezeigt. Die Zuwendung der Gesellschaft auf Schwelgen in reinem Luxus, die sinn- und ziellose Hinwendung zum Spirituellen, die Unterordnung allen anderen Lebens unter das Freizeitvergnügen und dem Lustgewinn, die völlige Ignoranz gegenüber mittel- oder langfristigen Perspektiven (also das reine Leben für den Moment) und eben der Jugendwahn. All dies spiegelt sich hauptsächlich in kleinen Nebenhandlungen, wie dem komplizierten Beziehungsgeflecht Marcellos mit seiner Ex-Frau und seiner neuen Geliebten (Elsa Martinelli) oder auch seinen Eltern, die er vor der eigentlich gesellschaftlich vorgesehenen „Entsorgung“ versteckt.

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Bei Marcello könnte eine schnöde Pistole reichen, doch vor dem Abdrücken ist natürlich die Werpepause abzuwarten

Die Inszenierung als reine, übermäßig bunte Farce, mag den Intentionen durchaus entsprechen, doch stellenweise kann man sich durchaus darüber streiten, ob es diesbezüglich vielleicht doch etwas zu weit geht. Denn wenn es richtig albern wird, dann gehen die satirischen Spitzen leider damit unter. Andererseits kann sich einiges Hin und Her dann allerdings auch etwas ziehen. Was allerdings wohl weniger ein Versäumnis des Films selbst darstellt, sondern eher daran liegt, was heutige Zuschauer mittlerweile schon alles gesehen haben: Das galt vor 50 Jahren sicher alles noch als besonders dynamisch und schnell.

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