Zurück in die Vergangenheit

Poster
Originaltitel:
Quantum Leap
Jahr:
1989
Eingetragen:
03.10.2012
Bearbeitet:
25.10.2020
IMDB-Wertung:
8,1/10
TMDB-Wertung:
8,1/10


Hannes schreibt:

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Sam zieht seine Enkelin aus einem Autowrack
Film und Fernsehen arbeiten ja bekanntermaßen zyklisch: Der Pool an Handlungsideen ist endlich und was einmal angekommen war, kann man durchaus, nach einer gewissen Schamfrist, auch nochmal versuchen. Diese Pause ist auch deshalb angebracht, weil sich auch das Zuschauerinteresse zyklisch bewegt: Die Trends der letzten paar Jahre sind grundsätzlich „uncool“, doch nach 20 Jahren kann etwas schon wieder „total cool“ werden.

Time Tunnel hatte es in den 60er Jahren nur auf eine Staffel gebracht, dann war das Interesse an den unkontrolliert zeitreisenden Wissenschaftlern, die es anscheinend nie mehr nach Hause schafften, erlahmt. Ende der 80er Jahre war es dann Zeit für ein neuerliches militärisches Experiment im Zeitreisebereich, dem wieder die Einstellung aus finanziellen Gründen droht, so dass wieder der Projektleiter persönlich es als seine Pflicht ansieht, sämtliche Befehle missachtend einen Selbstversuch mit dem eigentlich noch nicht ausreichend auf Herz und Nieren getesteten Equipment zu starten, um zu zeigen, welches Potential in der Fortsetzung des Projekts stecken würde.

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Al muss Sam schnellstens das Billiardspielen beibringen
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Sam wird von „ihrem“ Chef sexuell belästigt
Diesmal handelt es sich bei diesem Wissenschaftler um Dr. Sam Beckett (Scott Bakula). Wieder wird ihm auch ein Gefährte zur Seite gestellt, der seine Abenteuer miterlebt; hier beginnen jedoch die kleinen, aber feinen Unterschiede zum klassischen Zeittunnel: Al Calavicci (Dean Stockwell) macht die eigentlichen Zeitreisen nicht mit, sondern erscheint nur als ausschließlich für Sam sichtbare Projektion, nimmt also eine rein beratende (kalauernde) Rolle ein.

Auch der zeitliche Umfang wird eingeschränkt: Pro Episode gibt es weiterhin einen Zeitsprung, jedoch finden diese ausschließlich innerhalb der bereits gelebten Lebenszeit des Protagonisten statt. Es geht also (grob) von den 1940er Jahren bis in die Gegenwart – die Zukunft ist komplett ausgeschlossen. Und der eigentliche Kniff, der die Sache dann tatsächlich einigermaßen frisch wirken lässt, ist, dass Sam nicht etwa in seiner eigenen Gestalt in der Vergangenheit auftaucht, sondern jeweils in die Haut und damit Rolle einer Person der jeweiligen Epoche schlüpft.

Dies sind, erstmal untypisch für das im US-Fernsehen vorherrschende Geschichtsbild, keine „großen Männern und Frauen“ (also historisch bekannte Persönlichkeiten), sondern ganz normale Menschen, die meist in irgendeiner Krise stecken. Sam muss an ihrer Stelle diese Krise lösen, um selbst weiterziehen zu können – d.h. er muss sich schnell in die Rolle dieser neuen Person einfinden, während die jeweilige Umwelt ihn für diese jeweilige Person hält. Das ist insofern schwierig, dass viele dieser Rollen Sam grundlegend unähnlich sind. Das soll auch bei den Zuschauern für Unterhaltung sorgen, da man Bakula so in teilweise etwas absurden Kostümen sieht. Ja, auch der „Klassiker“, ihn in Frauenkleider zu stecken, ist dabei.

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Es gilt, die Distanz zwischen ausländischer Braut und Schwiegereltern zu überbrücken
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Diesmal muss sich Sam als Trapezkünstler beweisen
Es ist ja immer eine Grundfrage in Serien, in denen ein Charakter sich in gewisser Weise tarnt, ob man die Rolle dann gleich mit einem zweiten Darsteller besetzt. So geschehen beispielsweise in Human Target, wo der Protagonist nur am Anfang und Ende jeder Folge vom formellen Hauptdarsteller Rick Springfield gespielt wurde, und ansonsten in jeder Folge Jemand anderes die eigentliche Hauptarbeit übernahm. Zurück in die Vergangenheit geht da genau den gegenteiligen Weg, enthüllt Sam, und damit auch dem Zuschauer, jedoch durchaus trotzdem, welche Äußere Erscheinung er für seine Umgebung annimmt, durch den Einsatz einfacher Trickeffekte in Spiegeln usw.

Der grundsätzliche Tonfall ist also wie dargestellt humorvoll, doch trotzdem verfolgt man auch einen tiefergehenden, wenn auch nicht tiefen Anspruch. Dabei geht es weniger um die Vermittlung weltgeschichtlicher Makroepisoden, wie es beim Zeittunnel im Vordergrund stand; es sind die kleinen Probleme der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit und Umgebung: Ein heimkehrender Besatzungssoldat, der eine Asiatin geheiratet hat und sich nun den Anfeindungen seiner Landsleute ausgesetzt sieht; ein schwarzer Chauffeur im amerikanischen Süden der 60er Jahre, wo immer noch apartheidsähnliche Zustände herrschen; ein Boxer, der sich in den Fängen der Wettmafia befindet; und so weiter und so fort.

Das könnte man nun durchaus als mroalistisch oder erhobenen Zeigefinger bezeichnen. Insofern ist die Serie dann eben doch wieder „typisch amerikanisch“. Doch immerhin ist die Grundhaltung jeder Episode immer liberal; Charakterzüge wie Engstirnigkeit oder Raffgier sind meist die Auslöser der Probleme, Verständnis und Altruismus die Lösungen. Insofern ist das, trotz teilweise starkem Predigen, immerhin in seiner Botschaft sympathisch.

Die Mischung kam auf jeden Fall wohl gut an; fünf Staffeln wurden produziert. Die erste davon umfasst gerade mal sechs Folgen – reinschnuppern ist also kein ernsthaftes Problem. Ob man wirklich alles sehen muss, ist natürlich fraglich, denn es tritt natürlich früher oder später der typische Serieneffekt ein: Die Motive wiederholen sich und vor allem engen sie sich immer weiter ein – es geschieht die übliche Konzentration auf diejenigen Aspekte, die anscheinend am Anfang gut ankamen. Doch bis das dann irgendwann anfängt zu nerven, wird man gut unterhalten. Und wann dieser Punkt erreicht wird, ist ohnehin subjektiv.

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