Schizoid

Poster
Originaltitel:
Una lucertola con la pelle di donna
Alternativtitel:
A Lizard in a Woman's Skin
Jahr:
1971
Eingetragen:
30.03.2012
Bearbeitet:
17.05.2012
IMDB-Wertung:
6,9/10
TMDB-Wertung:
6,5/10


Hannes schreibt:

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Angesichts ihres öden Alltags…
Carol Hammond (Florinda Bolkan) führt das brave Leben einer perfekten Ehefrau für den aufstrebenden Politiker Frank (Jean Sorel). Auch ihr Vater Edmond Brighton (Leo Genn), ein einflussreicher Anwalt, unterstützt die Karriere seines Schwiegersohns nach Kräften. Doch hinter der Fassade hat Carol Probleme, sie ist in regelmäßiger Behandlung bei dem Psychiater Dr. Kerr (George Rigaud). Dort berichtet sie von ihren Träumen, in denen sie sich die von Drogen und „freier Liebe“ geprägten Partys ihrer Nachbarin Julia (Anita Strindberg) sehr bildlich (und mit eigener Beteiligung) ausmalt. Doch einer dieser Träume endete anders: Sie erdolchte Julia mit einem Brieföffner. Kerr sieht darin erstmal nichts Schlimmes: Es zeige nur Carols unterbewussten Versuch, ihr unterdrücktes Verlangen nach Freiheit wieder in den Griff zu bekommen.

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…flüchtet sich Carol in eine Traumwelt.
Kurz darauf der Schock: Die Polizei rückt an – Julia wurde tatsächlich mit einem Brieföffner ermordet! Und zwar nicht irgendeinem; es ist tatsächlich Carols Brieföffner. Natürlich ist das ganze auch in der gleichen Nacht, in der sie den Traum hatte, passiert. Da auch einiges anderes für eine Täterin von innerhalb des Hauses allgemein und Carol im Speziellen spricht, verhaftet die Polizei sie vorübergehend. Dank der Aussagen Dr. Kerrs wird sie jedoch schon bald in eine Nervenheilanstalt verlegt. Doch auch hier kommt Carol nicht zur Ruhe. Sie fühlt sich verfolgt von zwei Hippies (Penny Brown und Mike Kennedy), die auch in ihrem „Traum“ Zeugen ihres Mordes waren.

Währenddessen erfährt jedoch ihr Vater, der sie weitgehend abzuschirmen versucht von der strafrechtlichen Verfolgung, von Franks langjähriger Affäre (Silvia Monti) sowie einem Erpressungsversuch Julias, der sich darauf beziehen könnte. Daran hat natürlich Inspektor Corvin (Stanley Baker) ebenfalls Interesse…

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Doch gehört das noch zum Traum?
Ein für italienische Verhältnisse der Zeit ungewöhnlich zurückgenommener Krimi: Gerade mal ein einziger Mord, der auch noch durch die üblichen Stilmittel eines Traumes verfremdet dargestellt wird. Dafür wird der langsamen Aufklärung des Mordes (wenn auch nicht primär durch die Polizei) einiger Platz eingeräumt. Vorsichtig werden Hinweise gestreut, teilweise auch falsche Fährten gelegt – also ganz so, wie es sich in einem vertrackten Kriminalpuzzle gehört.

Gelungen auch, dass das Ganze vor dem Hintergrund einer westentaschenpsychologisch nachvollziehbaren Problematik stattfindet: Die Faszination, die die freie (sexuelle) Lebensentfaltung Julias auf Carol ausübt, und ihr Pflichtgefühl als Tochter/Ehefrau aus „besseren Kreisen“ stehen in einem Spannungsverhältnis, das sie innerlich nicht aufzulösen weiß. Dazu gesellt sich dann natürlich völlig organisch das 70er-Jahre-Lieblingsthema der bürgerlichen Doppelmoral: Hinter den „korrekten“ Fassaden spielt sich natürlich doch Einiges ab, das man nach außen hin selbst und -verständlich verurteilen würde. So ist dann auch die Antwort darauf, wer nachher warum zum Mörder geworden ist, absolut stimmig, wenn auch im Krimisinne eher nicht zu erraten.

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