Messias des Bösen

Poster
Originaltitel:
Messiah of Evil
Jahr:
1973
Eingetragen:
04.01.2012
Bearbeitet:
10.02.2012
IMDB-Wertung:
6,5/10
TMDB-Wertung:
6,2/10


Hannes schreibt:

Ein Mann (Walter Hill) auf der Flucht… er ist erschöpft und verzweifelt… ein junges Mädchen scheint ihm Zuflucht bieten zu wollen… aber nein – sie schneidet ihm die Kehle durch! Und das alles zu den Klängen eines leicht paranoiden Liebeslieds. Darauf folgt der unscharfe Blick in einen metallischen Korridor mit einer verlorenen weiblichen Figur im Gegenlicht und eine wirre, hochparanoide Erzählung aus dem Off. Meine Aufmerksamkeit hat der Film!

Die Frau ist Arletty (Marianna Hill), die auf der Suche nach ihrem Vater Joseph (Royal Dano) in die Küstenstadt Point Dune kam. In dessen Haus fand sie nur noch sein Tagebuch vor, das ein düsteres Bild von Joseph anscheinendem Abstieg in den Wahnsinn zeigte: Er fühlte sich verfolgt, sah überall Insekten und Monster. Die Dorfbewohner wollen nichts von seinem Verschwinden wissen, anscheinend kannte ihn niemand näher. Nur der dauerbetrunkene Charlie (Mr. „ewige Nebenrolle“ Elisha Cook Jr.) schwang wirre Reden.

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Da traf Arletty Thom (Michael Greer), ebenfalls von außerhalb, der mit seinen beiden Freundinnen Toni (Joy Bang) und Laura (Anitra Ford) aus Sensationsgier der lokalen Legende des sogenannten Blutmondes auf der Spur war. Die drei kamen ebenfalls in Josephs Haus unter. Laura wurde jedoch Thomas Geflirte mit Arletty bald zu viel und sie wollte sich absetzen. Stattdessen fiel sie den blassen Anhänger eines satanistischen Kults in die Hände, die sich von rohem Menschenfleisch ernährten. Auch Toni erwischte es bei einem Kinobesuch. Die Kultjünger warteten auf die vor 100 Jahren prophezeite Wiederkehr ihres Messias. Thom und Arletty wurde klar, dass sie schnellstens verschwinden mussten – als dann doch noch Joseph auftauchte…

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Der Standard der unglaublich guten Anfangsmontage, in der Bilder (Perspektiven, flackernde Farbspiele) und Töne (außer dem Lied erstmal nur sparsame, realistische Geräusche, die an der entscheidenden Stelle mit der Musik ineinanderfließen) ihr Spannungsfeld aufbauen, kann natürlich nicht ganz gehalten werden. Doch unterhaltsam, stilvoll und hochästhetisch (die Szenengestaltung in Josephs Villa ist hervorragend) ist die alte Geschichte der Suche nach dem Verschwundenen und die langsam reifende Erkenntnis des schrecklichen Geheimnisses dahinter allemal umgesetzt.

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Etwas zusammenkürzen können hätte man den Mittelteil: Dass Arlettys Nachforschungen nur auf Schweigen stoßen, hat man schnell durchschaut. Bevor es dann „weitergeht“ wird erstmal etwas mit dieser Dreier-/Viererbeziehung („Thoms Harem“) kokettiert. Allerdings rein auf impliziter Ebene. Wem's gefällt – für den Hauptplot hat das allerdings keinerlei Funktion.

Besonders positiv hervorzuheben ist dagegen, dass auf auf die zu der Zeit eigentlich bereits üblichen Splattereffekte, insbesondere, da es sich ja eigentlich um einen Stoff neumoderner Zombies handelt, verzichtet wurde. Die Angriffe gegen Ende beinhalten zwar ausreichend Blut, aber man wird nicht gezwungen, in offene Wunden zu schauen oder dabei zuzusehen, wie Kehlen aufgebissen werden. Vielmehr wird der Horror durch filmische Mittel – von Slow Motion bis zu Schattenspielen – stilisiert. Viel wirkungsvoller als jegliche Mengen spritzenden Bluts.

Kommentare

proc (13.04.2015 22:00)

Das unglaublich gut von Raun MacKinnon (heute: Burnham) interpretierte, musicalartige Lied von Eliane Tortel eingangs und ausgangs ist keineswegs paranoid, sondern fasst die Basics der Geschichte zusammen. Merkt halt keiner, denn der Film gehört mehr ins experimentelle arthouse denn in die Zombie-Ecke. Den Mittelteil zu kürzen wäre keine gute Idee, es sei denn, man sieht einen Zombiestreifen darin, dann macht freilich vieles keinen Sinn. Gerade die Nachforschungen bringen sehr viel Hintergrundinformation, die weit darüber hinausgeht und mehr die Akteure charakterisiert und die Irreführungen ins Zombie-Genre assoziativ in eine andere Richtung zu lenken vermögen. Man muss sich auf diesen Film einlassen und alle Erwartungen abstreifen, so viel Zombie ist da gar nicht.


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