Mit teuflischen Grüßen

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Originaltitel:
Diaboliquement vôtre
Jahr:
1967
Eingetragen:
24.01.2011
IMDB-Wertung:
6,1/10
TMDB-Wertung:
5,9/10


Hannes schreibt:

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Finanzielle Sorgen hat Georges immerhin nicht...
Georges Campo (Alain Delon) hat einen Autounfall – seine Frau Christiane (Senta Berger) wurde unversehrt aus dem Wagen geschleudert, er selbst ist jedoch böse in Mitleidenschaft gezogen. Körperlich erholt er sich relativ schnell wieder, jedoch hat er sein Gedächtnis komplett verloren. Seine Frau und sein bester Freund Freddie (Sergio Fantoni) bringen ihn zurück in sein luxuriöses Anwesen, damit er sich dort erholen kann. Auch der chinesische Hausdiener (Peter Mosbacher) versucht zu helfen. Überhaupt ist das Haus sehr chinesisch gepräft. Georges ist nämlich gerade aus Hongkong zurückgekehrt, wird ihm gesagt, wo er als „Geschäftsmann“ gearbeitet hat.

Selbst kann er das jedoch nicht so ganz mit sich in Einklang bringen. Er hat Erinnerungen an einen Krieg in Nordafrika, jedoch keine an China. Immer wieder kommt ihm der Name „Pierre Lagrange“ in den Kopf, den jedoch niemand um ihn herum zu kennen behauptet. Auch scheint er vor seinem Unfall ein ziemlich unangenehmer Typ gewesen zu sein. Seinen Diener hat er verprügelt, seine Frau betrogen (wie diese ihm sehr beiläufig erzählt).

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Dafür „sperrt“ ihn sein „Freund“ ins Bett
Sein mentaler Zustand bessert sich leider überhaupt nicht. Es wird immer wieder betont, er sei „kein Gefangener“, aber trotzdem ist das Tor immer angeschlossen und die Mauern, die das Anwesen umschließen, sind praktisch unüberwindbar. Ein Telefon gibt es ebensowenig. Kein Wunder, dass er angesichts dieser totalen Abschottung langsam paranoid wird. Ist seine Frau überhaupt seine Frau? Was für eine Medizin flößt ihm sein „Freund“ eigentlich ein? Alle Informationen, die er bekommt, stammen von diesen beiden Personen – aber was, wenn er ihnen gar nicht vertrauen kann?

Mit teuflischen Grüßen sendet dem Zuschauer sehr unterschiedliche Signale – auf zwei Ebenen. Erstens bezüglich der Geschichte selbst: Man wird bis ganz zum Schluss immer in der Schwebe gehalten, ob Georges einfach verrückt wird oder da tatsächlich mehr läuft. Soweit, so gut. Doch auch die Qualität selbst ist betroffen von diesen gegensätzlichen Eindrücken. Manchmal denkt man, langsam käme alles zusammen, doch dann fällt es genauso schnell wieder auseinander.

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Während seine Frau sich vom Hausdiener verwöhnen lässt
Was beispielsweise periodisch immer wieder sehr seltsam auffällt, ist die Besessenheit des Films mit Sex. Was aufgrund der sehr bemühten „Lockerheit“ (die eben genau den gegenteiligen Eindruck vermittelt) für einige nicht beabsichtigte Lacher sorgt. Überhaupt wirkt der Film, was die Ansichten der Charaktere angeht, noch deutlich älter, als er tatsächlich ist. Wie könnte man das deutlicher machen, als mit folgendem Dialogausschnitt:

„Sie waren in den Kolonien wie ich hörte?“
„Frankreich besitzt leider keine Kolonien mehr.“

Dass sowas überhaupt Thema ist, kommt einem vor wie aus einer anderen Welt. Was nicht heißen soll, dass man sich das nicht ansehen kann. Es ist aber eben niemals besser als „ganz unterhaltsam inklusive einigem Stirnrunzeln“.

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