Thor - Der unbesiegbare Barbar

Poster
Originaltitel:
Thor il conquistatore
Jahr:
1983
Eingetragen:
09.08.2010
Bearbeitet:
17.08.2010
IMDB-Wertung:
3,2/10
TMDB-Wertung:
3,8/10


Hannes schreibt:

Was ist das denn bitte? Wenn man einen „Barbarenfilm“ einlegt, erwartet man ja schon per Definition nicht gerade Qualität. Thor unterbietet jedoch alles Gekannte – und zwar nicht nur in diesem Genre.

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Thors Perücke
Um zu erklären, was hier vor sich geht, muss man sich zuerst der Doppeldeutigkeit des Begriffs der Professionalität bewusst werden. Ursprüngliche Wortbedeutung ist, dass es sich um „berufliche Aktivitäten“ handelt, also mit dem Ziel des Gelderwerbs. In diesem Sinne ist Thor ein professionelles Produkt.

Allerdings verbindet man mit diesem Begriff meist auch eine gewisse Aussage über die Qualität. Und diese ist bei Thor dermaßen schlecht... jedes Bild, jede Szene wirkt genau so, als hätte Jemand einfach eine Gruppe „LARPer“ mit seinem privaten Videoequipment abgefilmt. So wirken auf jeden Fall Kostüme, Darsteller und die (fast nicht vorhandene) Schnitttechnik. Auf Kulissen wurde gleich komplett verzichtet. Alles spielt einfach in einem kleinen Wäldchen.

Eine Geschichte gibt es zwar, allerdings wird diese nicht mit filmischen Mitteln dargestellt. Stattdessen bekommt man, wie bei Laienproduktionen üblich, einfach jeweils völlig unzusammenhängende Szenen hintereinander zu sehen, zu denen ein Erzähler (manchmal aus dem Off, manchmal sichtbar) etwas von sich gibt. Ebenfalls typisch Amateurproduktion: Die Stimmen, die man aus Richtung des Fernsehers hört, wirken niemals so, als gehörten sie zu irgendjemandem, der im Bild zu sehen ist – egal, ob sich Münder bewegen oder nicht.

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Heldenhafte Vergewaltigung
Worum soll es also gehen? Thor (Bruno Minniti) ist dazu bestimmt, Herrscher der Welt zu werden. Bösewicht Gnut (Raf Baldassarre) bringt Thors Eltern um (und schießt Baby-Thor einen Pfeil in den Hals, was diesen allerdings nicht umbringt). Stattdessen zieht Etna (Christopher Holm) den kleinen Thor auf.

Der erwachsene Thor will nun sein Schicksal erfüllen und zieht (in Begleitung Etnas, nun in Form einer Eule) los. Er sieht zum ersten Mal in seinem Leben eine Frau („Der Blonde da ist schwach gebaut.“ – „Das ist ein Weib.“ – „Ein Weib? Was ist denn das, ein Weib?“), worauf ihn Etna erstmal darüber aufklärt, dass jene Geschöpfe dazu da sind, den Männern zu dienen und die Kinder großzuziehen. Außerdem seien sie alle dumm und man müsse sie hart anpacken. Diese Vorstellung gefällt Thor anscheinend (wobei man das eigentlich nur damit erklären kann, dass dies tatsächlich die allererste Frau ist, die Thor gesehen hat, denn dieses Beispiel der Weiblichkeit ist ziemlich unansehnlich), denn kurz darauf bringt er nur zwei seiner drei amazonischen Gegnerinnen um. Ina (Maria Romano), die dritte, wird vergewaltigt und auf der weiteren Reise (wohl zwecks weiterer Vergewaltigungen) mitgeschleppt.

Auf der Suche nach dem „goldenen Samen“ (Getreidekörner) wird Thor von einem anderen Stamm überwältigt und gefangengenommen, jedoch von Ina wieder befreit. Sie findet Thor jetzt nämlich ganz toll. Im nächsten Dorf verprügelt und ermordet Thor den dortigen Alpha-Muskelmann (sechzig Sekunden nachdem er noch beteuert hat, in Frieden zu kommen) und wird so zum Herrscher ernannt. Was er annimmt, allerdings erst, nachdem er klargestellt hat, dass er nur Herrscher über ein kriegerisches Volk sein will – nicht über einen Haufen „ängstlicher Weiber“. Beeindruckt werden Thor erstmal sämtliche Jungfrauen zwecks Begattung übergeben (das hilft bestimmt, wenn eine ganze Generation den gleichen Vater hat...).

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Freiwillige Übergabe der Jungfrauen an den neuen Herrscher
Gnuts Grüppchen stört allerdings die Eintracht (?), überwältigt und blendet Thor und entführt die schwangere Ina. Doch Thor erlangt sein Augenlicht wieder, findet das Plastikschwert seines Vaters, „erfindet“ das Reiten und metzelt alle Bösewichte nieder. Ina bekommt ihr Kind und Thor ist nun der „größte Herrscher der Welt“ (mit ca. 8 Untertanen).

Inhaltliche Besonderheit ist also, dass Titelheld Thor ein absolut unerträgliches und gefährliches Arschloch ist. Normalerweise sind die Helden des Barbarengenres ja tendenziell „zivilisierter“ als der Rest ihrer Welt. Thor ist das genaue Gegenteil: Er zieht „mordend und brandschatzend“ durch die Länder. Wer von ihm nur beleidigt wird, ist noch gut dran. Wobei er allerdings keinesfalls als „Antiheld“ gemeint ist.

Nicht oft genug betonen kann man allerdings darüber hinaus die nicht vorhandene Produktionsqualität. Wer glaubt, mit Ator sei der Tiefpunkt erreicht, der kennt Thor nicht. Kein Vergleich, da liegen Welten zwischen! Thor ist noch nicht mal mehr witzig, so ein Schrott ist das! Tja... irgendein Film muss ja der schlechteste aller Zeiten sein. Thor ist ein heißer Kandidat.

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