Die Werwölfin von London

Poster
Originaltitel:
She-Wolf of London
Jahr:
1946
Eingetragen:
30.10.2014
IMDB-Wertung:
5,3/10
TMDB-Wertung:
5,6/10


Hannes schreibt:

Während die Dracula- und Frankenstein-Reihen der 1930er Jahre über ein Jahrzehnt fröhlich (natürlich mit sinkender Qualität und sinkendem Erfolg) immer weiter fortgesetzt wurden, wusste man mit dem Wolfsmenschen wohl nicht so viel anzufangen. Zwar war sein Schicksal beim vorigen Auftritt (Frankenstein trifft den Wolfsmenschen) offen gelassen worden, aber was sollte man mit diesem Larry Talbot, der bereits zwei Filme lang nur Trübsal geblasen und ansonsten herzlich wenig Zählbares vorweisen konnte, noch machen?

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Blut an den Händen?
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So tritt er in Die Werwölfin von London gar nicht mehr auf, es gibt keinerlei Verweis auf seine Familie (sonst ja auch ein beliebter Anküpfungspunkt) und die Handlung spielt sogar in einer anderen Zeit. Angeblich liegt ein Fluch auf der Familie Allenby. Phyllis (June Lockhart), jung und von einem gutbetuchten Schönling (Don Porter) umworben, glaubt fatalerweise daran. Dass in der nächsten Umgebung eine Mordserie, nach Zeugenaussagen von einer Frau, die ihre Opfer regelrecht mit ihren Klauen zerfetzt, verübt, beginnt, macht die Sache nicht besser. Verwandelt sie sich unwissentlich in einen Werwolf und geht nachts auf Jagd?

Was in einem der vorigen Filme (Der Wolfsmensch) zumindest mal verbal angedeutet wurde, wird hier dann tatsächlich zum Thema gemacht: Da die Täterin nicht oder nur mit einem Cape verhüllt von hinten und im dicken Nebel versunken gezeigt wird, bleibt die Möglichkeit offen, dass zwar Phyllis tatsächlich die Täterin ist, sich aber die physische Verwandlung nur einbildet, also nur im übertragenen Sinne zur „wilden Bestie“ wird.

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Letztlich ordnet sich der Film dann sogar weniger ins Monster-/Horrorgenre, als vielmehr in den Bereich des psychologisierenden Thrillers, der erstere zu der Zeit langsam in der Beliebtheit verdrängten. Auf nicht ganz geschickte Weise wird eine Familientragödie rund um Phillys, ihre Ziehmutter (Jan Wiley) und deren Tochter (Sara Haden) aufgebaut. Ungeschickt, weil die Darstellung zwar einigermaßen subtil gelungen ist, jedoch allein dadurch, dass mit diesen Szenen überhaupt der Großteil der Laufzeit gefüllt wird, den Zuschauern bereits die Richtung, wo es sich hinentwickeln wird, gewiesen wird – denn eine andere Funktion können sie bei diesem Gewicht gar nicht haben.

Trotzdem: Immerhin wurde dem bislang recht beliebigen Werwolfmotiv hier überhaupt mal versucht einen Sinn zu verpassen. Dass es nicht rundum gelungen ist und dass lange Strecken der Films eher langweilig sind, kann man intellektuell akzeptieren. Man darf aber keinesfalls erwarten, in diesen 58 Minuten auch nur ansatzweise emotional mitgerissen zu werden.

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