Shock Waves - Die Schreckensmacht der Zombies

Poster
Originaltitel:
Shock Waves
Jahr:
1976
Eingetragen:
05.06.2010
IMDB-Wertung:
5,6/10
TMDB-Wertung:
5/10


Hannes schreibt:

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Noch ist alles in Ordnung...
Eine Gruppe Urlauber mietet das Boot eines alten, zynischen Kapitäns (David Carradine) für ein paar Tage. Das Vergnügen am Tauchen, Angeln und Rumtuckern währt nur kurz: In der Nacht werden sie von Irgendetwas gerammt und laufen auf eine Sandbank auf. Ihr Boot nimmt genug Schaden, um sie erstmal festzuhalten. Glücklicherweise ist bereits eine Insel in Sichtweite, und die Protagonisten setzen mit dem kleinen Beiboot über, um dort Hilfe (und den mittlerweile nicht mehr auffindbaren Kapitän) zu suchen.

Das erste, was sie dort – oder genauer gesagt auf dem Weg dorthin – finden, ist eben dieser Kapitän, dessen lebloser Körper im Wasser treibt. Als der Schock überwunden ist, macht die verbliebene Gruppe sich auf ins Innere der karibischen Insel. Dort finden sie ein altes, offensichtlich verlassenes Hotel, das bei näherer Betrachtung doch noch genau einen einzigen Bewohner (Peter Cushing) hat. Dieser gibt sich äußerst mysteriös. Er legt den Besuchern nahe, sofort wieder zu verschwinden, und er bietet sogar sein eigenes Segelboot dazu an. Ansonsten ist er nicht allzu hilfreich, die Erwähnung des riesigen Wracks vor der Insel lässt ihn aber aufhorchen. Sofort macht er sich auf den Weg zum Strand, um das selbst zu begutachten. Seltsame Gestalten erheben sich aus den Fluten...

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Wo ist die Rezeption?
Am nächsten Morgen muss der Schiffskoch dran glauben. Die Grundregel aller Horrorfilme missachtend macht er sich allein auf den Weg in den Dschungel, und wird prompt gemeuchelt. Nun ist natürlich erstmal Panik angesagt, und die Gestrandeten verlangen eine Erklärung von dem Einsiedler. Sie bekommen sogar mehr Details, als sie sich erhofft hatten: Er war früher der Kommandant einer SS-Eliteeinheit, für die ein "neuer Menschentyp, der unverwundbar war, eine Art lebender Roboter, ein Wesen, das weder Furcht, noch Schmerz kannte, aber auch kein Mitgefühl und kein Erbarmen" entwickelt wurde. Leider gab es da ein kleines Problem mit diesen scheinbar perfekten Soldaten: Ihr Mordinstinkt war so groß, dass sie, wenn es keine Feinde gab, sich gegenseitig und ihre Befehlshaber umbrachten. Also wurden diese Kampfmaschinen wieder "stillgelegt", in ein Schiff verfrachtet, und dieses auf hoher See versenkt. Bei dem Seebeben ist nun dieses Schiff wieder an die Oberfläche gekommen, und die Monster wieder zum Leben erwacht.

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Huch!
Nun ist auch wirklich dem letzten Idioten klar, dass sie sich schnellstens davonmachen sollten. Mit dem Boot des SS-Offiziers machen sie sich auf den Weg, während der Besitzer selbst auf der Insel zurückbleibt, und seinen eigenen Ex-Untergebenen zum Opfer fällt. Doch auch die Flucht erweist sich als nicht sonderlich erfolgreich. Durch diverse unglückliche Umstände stehen die Überlebenden nun ohne Boot und immer noch gefangen auf der Insel dar.

In alle Himmelsrichtungen verstreut werden sie nun von den Zombies angegriffen, und wieder gibt es Tote. Die so auf vier Köpfe geschrumpfte Gruppe verschanzt sich im Kühlraum des Hotels, wo sie zumindest die Nacht überstehen wollen, aber aufgrund extremer Klaustrophobie wird auch das nichts. Verzweifelt schlagen sie sich zum Ruderboot, mit dem sie auf die Insel gekommen waren, durch, doch am Ende bleibt nur eine Person übrig, die von irgendwo auf dem Meer treibend von einem anderen Schiff aufgesammelt wird...

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Peter Cushings letzter Ausflug
Obwohl die Kurzbeschreibung natürlich völlig lachhaft klingt, und der Handlungsverlauf völlig clichéhaft ist, handelt es sich bei Shock Waves um einen überraschend gelungenen Film. Zuallererst wären da die Leistungen der beiden Genrestars Carradine und Cushing zu nennen, die zwar nicht gerade in Hauptrollen einnehmen, aber das beste aus ihren relativ kurzen Szenen machen. Das Skript setzt sie sehr geschickt so ein, dass dem Zuschauer immer einer von beiden von Zeit zu Zeit vorgesetzt wird – es wird wohl kein Zufall sein, dass Cushing keine fünf Minuten nach dem Tod von Carradines Kapitän das erste Mal auftaucht. Zwar wirken die beiden Veteranen manchmal fast anachronistisch zwischen den sonstigen Akteuren in ihren 70er-Jahre-Outfits, verleihen dadurch dem Geschehen aber einen gewissen Stil.

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Aaaaaaaah!
Weiterhin sind die hervorragenden Szenen der "Zombies" zu nennen. Noch bevor man einen von ihnen überhaupt vollständig zu Gesicht bekommt, wird durch verschwommene Unterwasseraufnahmen schonmal klargestellt, woher die eigentliche Bedrohung kommen wird. Die mit überraschend passender Synthesizermusik unterlegten Einstellungen, in denen sich die weißgesichtigen und -haarigen Uniformierten mit ihren riesigen Sonnenbrillen letztlich langsam aus ihrem Nassen Grab erheben gehören zu den cineastisch besten Momenten des Films.

Es sei noch erwähnt, dass Shock Waves trotz seines Entstehungsjahres ohne Splatterorgien und Blutexzesse auskommt. Tatsächliche Todesszenen gibt es kaum zu sehen, stattdessen werden die Opfer jeweils nur unters Wasser gezogen, eine Hand schnellt aus einem Teich auf oder es wird durch ähnliche Szenen klargemacht, was mit diesen Charakteren geschehen ist. Während die Story (und die Art der Bedrohung) doch sehr modern anmutet, ist der Stil insofern eher klassisch.

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Irgendwo muss hier ein Nest sein
Es fehlen auch größtenteils die völlig hahnebüchenen Logikbrüche innerhalb der Handlung. Beispielsweise ist es durchaus nachvollziehbar, warum der erste Fluchtversuch per Segelboot misslingt. Üblicherlicherweise hätte hier eine Erklärung nach dem Motto "wir müssen noch xyz erledigen, bevor wir losfahren" herhalten müssen. Selbst die zitierte Szene im Kühlraum ist noch akzeptabel. Zwar ist dem aufmerksamen Beobachter im Rückblick natürlich schon klar, dass die Autoren sich Gründe ausdenken mussten, warum die Leute länger auf der Insel bleiben, aber zumindest sind die beim Anschauen selbst in sich plausibel.

Sofern man Shock Waves von seiner Prämisse her nicht allzu ernst nimmt, ist ein Abend bester Unterhaltung also garantiert.

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