Die schwarze Katze

Poster
Originaltitel:
The Black Cat
Jahr:
1934
Eingetragen:
28.08.2022
TMDB-Wertung:
6,7/10


Hannes schreibt:

Genrekonform windet sich eine einsame Straße hinauf zum Spukschloss auf dem Berg, wo sich Boris Karloff mumiengleich, stocksteif aus seinem sarggleichen Bett erhebt. Nur ist das Spukschloss keine gotische Burg, sondern eine hochmoderne Villa im Bauhaus-Stil mit Panoraama-Fenstern und Gegensprechanlagen. Entworfen vom Hausherren selbst, seines Zeichens bedeutender Architekt.

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Alles hochsymbolisch. Der Architekt des (damals) modernen Europa gehörte selbstverständlich auch bereits im Krieg zur gesellschaftlichen Elite und geht seinen amoralischen, egoistischen Lüsten einfach nahtlos weiter nach. Seine scheinbare Moderne hat er errichtet auf der Ruine der Festung, die er selbst seinerzeit befehligte. Deren Keller noch erhalten ist. Abstieg über eine stilbrüchige Wendeltreppe in das gärende gesellschaftliche Unterbewusstsein.

Tief gezeichnet ist die Gesellschaft als Ganzes vom ungekannten Schlachten des Krieges. Für Karloffs Figur dreht sich alles um seine morbide Nekrophilie, also nur noch das, was mal war. Wie Wachsfiguren hat er die Toten an der Decke hängen und auch seine vorgeblich noch lebendige Partnerin (Lucille Lund) liegt – offensichtlich kodiert – in einer höchst artifiziell drapierten Pose vollkommen unbeweglich neben ihm im Bett. Als Gegenspieler wird ihm Bela Lugosi entgegengestellt und damit kann man sich auch bereits denken, dass mit dem auch nicht alles blütenweiß sein wird. Er ist zerfressen von Hass und Durst nach Rache. Ebenfalls keinerlei Perspektive in eine bessere Zukunft.

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Wunderbar blauäugig-naiv stolpern völlig passiv die beiden US-Amerikaner (David Manners, Julie Bishop) durch die Kulissen, ohne jemals die Initiative ergreifen zu können und auch ohne es überhaupt zu versuchen. Stellvertend für das amerikanische Publikum will Regisseur Edgar Ulmer ihnen wohl zurufen: Da brodelt immer noch etwas im Herzen Europas! Nur bietet der Film auch keine Lösung an. Das Pärchen von der anderen Seite des Atlantiks hat genug von der „alten Welt“ und letztlich ist der einzige Weg wohl, diese destruktiven Kräfte sich gegenseitig verzehren zu lassen.

All das 1934. Weit- und kurzsichtig zur gleichen Zeit. Unwahrscheinlich, dass Ulmer wirklich wusste, wie prophetisch er mit seinem Film sein würde. Eines der ernsthaft gruseligsten, verstörendsten Werke seiner Zeit.

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