Spion für Deutschland

Poster
Originaltitel:
Spion für Deutschland
Jahr:
1956
Eingetragen:
28.02.2022
TMDB-Wertung:
5,4/10


Hannes schreibt:

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Typische Spionagetätigkeit: 90% Rumsitzen
1944 ist den Nazi-Offizieren (Viktor Staal) bewusst, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen ist. Doch offiziell will es niemand aussprechen. Als man von dem amerikanischen Atombombenprojekt hört, verfällt man deshalb in wilden Aktionismus. Spion Gimpel (Martin Held) soll alles darüber herausfinden. Die Einschleusung ins Land gelingt noch, doch Verbindungsmann Cole (Walter Giller) erweist sich als unkalkulierbarer Risikofaktor, das alte Informantennetzwerk ist weitgehend trockengelegt und schon bald befindet sich Gimpel auf der Flucht vor den US-Behörden anstatt am Drücker.

Ein schwieriges Unterfangen, ein solcher Stoff. 1956 durfte man Nazis nicht mehr schönzeichnen, trotzdem muss Gimpel natürlich als Sympathieträger fungieren. So wird er als jemand charakterisiert, der „halt seine Pflicht tut“, ohne sich jemals in irgendeiner Richtung politisch zu äußern. So wollte die Zuschauerschaft wohl ihre eigene persönliche (Nicht-) Verantwortung sehen.

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Jetzt aber schnell weg
Für einige ganz gelungene Spannungsszenen, solide inszeniert, reicht es. Hier dreht es sich um einigermaßen realistische Spionagearbeit: von geheimen Nachrichten per Zeitungsannonce bis zu konspirativen Treffen mit möglichen Informanten, denen man eventuell überhaupt nicht trauen kann, und die im besten Fall einfach auf Geld aus sind. Das höchste der Action-Gefühle ist dann mal die Flucht per Feuerleiter und eine Verfolgungsjagd zu Fuß über dreckige Hinterhöfe.

Die Dramaturgie ist dabei makellos. Die Sinnlosigkeit des gesamten Unterfangens wird von vornherein klargemacht und gipfelt in Gimpels Treffen mit einem Wissenschaftler des Manhattan-Projekts, der ihm ins Gesicht sagt, es gebe für ihn keine Hoffnung mehr. Ebenso wird die Liebesgeschichte (Nadja Tiller) bereits durch seine bedeutungslose Beziehung in Deutschland angekündigt. Leider verläuft dieser Handlungsfaden austauschbar und intrinsisch unmotiviert ab (zufälliges Treffen… bumms, unsterblich verliebt), wenn er auch als Katalysator für das Ende notwendig ist.

Denn ebenso wie die reinwaschende Rückbetrachtung der eigenen Existenz bietet Spion für Deutschland eine Perspektive, geradezu Anleitung für das zukünftige Dasein. Aus dem früheren Feind ist ein Freund geworden. Ja, sogar mehr als das, es ist endlich eine ernsthafte Beziehung. Mehr auf Staatslinie hätte man 1956 kaum sein können!

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