Die Männer der Emden

Poster
Originaltitel:
Die Männer der Emden
Alternativtitel:
13.000 Kilometer
Jahr:
2012
Eingetragen:
30.10.2021
TMDB-Wertung:
6/10


Hannes schreibt:

Krieg, irgendwo versteckt im Gewand eines Abenteuerfilms. Von massenhaftem Sterben in Schützengräben und Giftgaswolken ist im TV-Zweiteiler Die Männer der Emden nichts zu merken. Wobei man es aufgrund Übersättigung der üblichen Schauplätze sogar gutheißen kann, mal ausnahmsweise eine Geschichte in kolonialen Schauplätzen des 1. Weltkriegs anzusiedeln. Speziell beginnt es im europäisch aufgeteilten China, doch mit Versenkung des deutschen Kreuzers Emden beginnt die lange Heimreise der übrigen Mannschaft (u.A. Ken Duken, Sebastian Blomberg und Jan Henrik Stahlberg) durch diverse „exotische“ Schauplätze.

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Die Autoren und der Regisseur haben alle Klassiker des Genres gesehen, von Dr. Schiwago und Lawrence von Arabien bis hin zu So weit die Füße tragen und Meuterei auf der Bounty. Den B-Plot bestreitet Felicitas Woll als geheime Verlobte des Protagonisten in einer Art Buddenbrooks-Bastardisierung. Bekannte Motive werden überall sichtbar eingestreut, doch ob der jeweilige emotionale Kern dieser Geschichten verstanden worden ist, darf bezweifelt werden. Oder zumindest, ob die Beteiligten fähig waren, solchen zu reproduzieren.

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Größtenteils verlegt man sich auf rein extrinsisch interessante Szenen, also Action, Gefahren oder sonstige äußere Konflikte. Dazwischen dürfen Menschen bedeutungsschwangere Dialogzeilen scharf an der Kamera vorbeisprechen, die allerdings in ihrer Plattheit völlig verpuffen. Was wiederum auch an der ungeschickten Szenenmontage liegt, die keinen rechten Erzählrhythmus aufkommen lassen will. Gut, wenn es denn schon ein Abenteuer-Actionfilm ist, dann wäre dagegen ja auch nicht unbedingt etwas einzuwenden. Doch wieso werden dann wiederum mehrere mögliche Spannungsszenen trotz dreistündiger Spielzeit ohne Not verschenkt, wenn beispielsweise die Ablenkung englischer und britischer Spione mittels Tarnbooten langwierig geplant, aber dann nie gezeigt wird?

An anderen Stellen funktioniert es besser. Das Scharmützel in der Wüste. Das Luftanhalten beim Vorzeigen falscher Pässe an einer Grenze. Das Verstecken auf einem Handelsschiff und dessen Tarnung. Kleine Szenen, die für sich schon Spannung erzeugen. Doch wird man dann leider immer wieder auf die schale persönliche Schicksalsebene zurückgeworfen, die die Scherenschnittcharaktere nicht aufwerten können.

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Exemplarisch, wenn Felicitas Woll ihre standesgemäßige Hochzeit (Matthias Schloo) plant, aber sich eigentlich immer noch nach Ken Duken verzehrt (sie sind beide jung und gutaussehend, es muss Liebe sein). Dann Duken mit Sibel Kekilli (damals wohl durch Game of Thrones als internationales Zugpferd gesehen) einen Parallelkonflikt durchleiden muss, der überhaupt nicht funktioniert, da er nicht auf der gleichen Ebene (Klassenkonflikt) stattfindet. Was endgültig lächerlich wird, wenn am Ende Schloo ohne weitere Erklärung aus der Handlung verschwindet.

Eventuell ist mit dem Kinozusammenschnitt insofern sogar mehr anzufangen. Je nach dem, wo die Schere angesetzt wurde. Doch motiviert die TV-Version nicht unbedingt, diese These dringend zu prüfen. Dahinplätschernde deutsche Genreproduktion mal wieder zum Vergessen.

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